Future Remnants of What Has Been — Essen, 2023
Die Arbeit Future Remnants of What Has Been setzt sich aus Fotografien, archaisch anmutenden Papiercollagen vergilbter Buchseiten, Screenshots von 3D-Modellen archäologischer Funde und Ausgrabungsstätten sowie gefundenen Bildern aus älterer Fachliteratur und Büchern zusammen. Objekten und Strukturen haften Risse an, teilweise sind sie nur bruchstückhaft vorhanden. Die spürbare Abwesenheit lädt dazu ein Leerstellen und Überreste unter Zuhilfenahme der eigenen Vorstellungskraft zu einem neuen assoziativen Ganzen zu vervollständigen. Ein beziehungsreiches Tableau von Dingen, das zwar Ästhetik, Bildinhalte und Kontext aus Archäologie und Natur-
wissenschaft entlehnt, bleibt dennoch enigmatisch und mehrdeutig. Gezeigt wird kein objektives System, das versucht an einer
bereits bestehenden Organisationen der Welt festzuhalten, sondern eines, das vielmehr versucht, neue Welten zu provozieren.
Es eröffnet sich ein fiktiver Möglichkeitsraum, in dem sich reale und irreale Versatzstücke aufeinander schichten und
archäologische Utopien beginnen sich zu entfalten.
ENG
The work Future Remnants of What Has Been consists of photographs, archaically composed paper collages of old book pages, screenshots of 3D models of archaeological findings and excavation sites, as well as found images from older literature and books. Objects
and structures bear cracks, in some places they are only fragmentary and partially present. The palpable absence invites the viewer to fill in the blanks and assemble the left over remnants with the help of their own imagination to form a new associative whole.
A tableau of things rich in relationships, which borrows aesthetics, visual content and context from archaeology and natural science, nevertheless remains enigmatic and ambiguous. What is shown is not an objective system that attempts to hold on to a pre-existing organization of the world, but rather one that attempts to provoke new worlds. A fictional space of possibility opens up, in which real and unreal set pieces are layered on top of each other and archaeological utopias start to unfold.
Aus einer letzten Datenbank der Natur
(Ein autopoietisches System erzählt…)
— Text von Isabelle Castera
Auf der Suche nach den Resten des Sichtbaren
vergewissern wir uns über die Spuren der Zeit,
bevor alles um uns herum verschwunden ist.¹
Die Gesteinsschichten murmeln in Zwischentönen²,
raue Oberflächen absorbieren ein Echo im Raum,
bevor alles um uns herum verschwunden ist.
Wuchernde Fotosynthesen aus Reproduktionen
überlagern sich zu neuen Sinnzusammenhängen,
bevor alles um uns herum verschwunden ist.
Poröse Erinnerungen an eine materielle Welt,
gesammelt in einer letzten Datenbank der Natur³,
bevor alles um uns herum verschwunden ist.
Unablässig füllen wir Lücken mit Informationen,
gießen Inhalte in die Gefäße der Gedächtnisse,
bevor alles um uns herum verschwunden ist.
An Bruchstellen im Asphalt öffnen sich die Poren,
ein Riss zieht die Grenzen unserer Vorstellbarkeit,
bevor alles um uns herum verschwunden ist.
Wir sind die Entscheidung für eine Möglichkeit,
Ahnungen gehalten in einem Schwebezustand,
bevor alles um uns herum verschwunden ist.
¹ In Anlehnung an: Baudrillard, Jean: Warum ist nicht alles verschwunden?, Berlin 2018.
² Inspiriert von: Foucault, Michel: Archäologie des Wissens, Frankfurt am Main 1997, S. 43.
³ Vgl.: Holmes, Oliver Wendell: Das Stereoskop und der Stereograph. In: Wolfgang Kemp (Hg.): Theorie der
³ Fotografie, Band 1, München 2006, S. 120.
Future Remnants of What Has Been — Folkwang Finale im SANAA-Gebäude, Essen, 2023
Future Remnants of What Has Been — MKK Stipendium für Bildende Kunst, Städtische Galerie Iserlohn, 2023
Future Remnants of What Has Been — Ausstellung Photography Masters im Museum Folkwang, 2024
Future Remnants of What Has Been — STOPOVER im UG des Museum Folkwang in Essen, 2021
Future Remnants of What Has Been — Reclaim Award 2021, Köln-Ehrenfeld, Köln, 2021